Eine Wurzelkanalbehandlung (kurz: WKB oder Endo) ist eine Behandlungsmethode der Zahnmedizin. Durch sie können entzündete oder abgestorbene Zähne erhalten werden. Bei einer Wurzelkanalbehandlung werden die in einem Zahn liegenden Entzündungsherde beseitigt. Der Zahn muss somit nicht gezogen werden.
Diese Wurzelkanalbehandlungen sind Inhalt der Lehre der Endodontie, einem Teilbereich der Zahnheilkunde. Er beschäftigt sich mit der Erkrankung und Behandlung des Zahninneren (dem sog. Pulpa-Dentin-Komplex) sowie des die Zahnwurzel umgebenden (sog. periapikalen) Gewebes. Daneben beinhaltet dieser Teilbereich Wurzelspitzenresektion, regenerative Endodontie, Pulpaüberkappung und weitere Maßnahmen zum Erhalt der Pulpa. Auch das Bleaching eines Zahns von Innen oder die Behandlung von „toten“ Zähnen gehört in den Bereich der Endodontie.
Das Wort „Endodontie“ wurde aus dem Griechischen gebildet („Endo“ für das Innere und „Odont“ für den Zahn). Sie wird durch die Traumatologie ergänzt, also die Lehre für medizinische Maßnahmen nach Unfällen.
Das Ziel der Endodontie ist immer die zugrundeliegende Erkrankung im Bereich der Zahnwurzel zu beseitigen und den Zahn zu erhalten.
Durch eine erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung kann ein Zahn viele Jahre oder auch Jahrzehnte erhalten bleiben. Generell gilt: Je qualitativ hochwertiger die Wurzelbehandlung durchgeführt wird, umso besser ist die Prognose.
Die Wurzelkanalbehandlung hat in den letzten Jahren viele Fortschritte gemacht. Angst vor ihr muss man daher nicht mehr haben.
Zähne bestehen aus verschiedenen Gewebeschichten. Oben auf dem Zahn sitzt die Zahnkrone. Sie ist vom Zahnschmelz überzogen, welcher die härteste Substanz des menschlichen Körpers ist. Unter dem Zahnschmelz liegt das Zahnbein, auch Dentin genannt. Es ist deutlich weicher und bildet den Großteil des Zahns. Im Inneren des Zahns – in den Wurzelkanälen die bis zu den Wurzelspitzen reichen – liegt die Pulpa. Sie enthält die Zahnnerven sowie extrem feine Blutgefäße. Über die Wurzelspitzen entsteht eine Verbindung zum Blutkreislauf des menschlichen Körpers. Über diese Pulpa wird der Zahn versorgt, was insbesondere in der Wachstumsphase des Zahns von Bedeutung ist.
Über die Zahnwurzel ist der Zahn zudem im Kieferknochen durch Zahnhalteflächen und Bindegewebsfasern verankert, weiter oben wird der Zahn vom Zahnfleisch umschlossen.
Eine Wurzelkanalbehandlung ist oftmals die einzige Möglichkeit, einen entzündeten oder traumatisierten Zahn zu erhalten.
In folgenden Fällen ist eine Wurzelbehandlung ratsam:
Eine einfache Wurzelbehandlung dauert durchschnittlich 60 Minuten. Diese Zeitspanne kann sich aber auch schnell auf mehrere Stunden ausdehnen, vor allem bei komplizierten Fällen. Entscheidend sind immer der individuelle Einzelfall, die Anzahl der Wurzelkanäle, die gewählte Behandlungstechnik nebst Instrumenten sowie der Grad der Entzündung und Beschädigung des Zahns. Auch die Erfahrung und der Spezialisierungsgrad haben einen Einfluss. Oftmals reicht auch nicht eine Behandlung, sondern es finden mehrere statt.
Generell lässt sich aber sagen: Je erfahrener und spezialisierter ein Zahnarzt im Bereich der Endodontie ist, umso zügiger kann er die Behandlung durchführen. Dabei benötigt ein Spezialist für eine Wurzelkanalbehandlung häufig eine einzige Sitzung.
Die Erfolgsaussichten einer Wurzelkanalbehandlung divergieren leider erheblich – die Qualität entscheidet.
Laut Studien sind in Deutschland weniger als 50% der einfach durchgeführten Wurzelkanalbehandlungen beim Zahnarzt erfolgreich. Wird die endodontische Zahnwurzelbehandlung dagegen bei einem Endo-Spezialisten unter dem Operationsmikroskop behandelt, liegt die Erfolgsquote bei über 90%.
Die Wurzelkanalbehandlung wird unter Lokalanästhesie durchgeführt was eine möglichst entspannte und schmerzarme Behandlung ermöglicht.
Ausnahmen bilden sehr starke Entzündungsherde oder wenn der umgebende Kiefer bereits in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hierfür gibt es die Möglichkeit weiterer Anästhesiemethoden (intraligamentär oder intraossär) oder medikamentöse Vorbehandlungen, um die Anästhesietiefe zu verstärken.
Zahnschmerzen können in das umliegende Gewebe ausstrahlen, sodass der eigentliche Herd gar nicht mehr genau lokalisiert werden kann. Typische Anzeichen sind aber oftmals starke, pulsierende Schmerzen, Schwellung im Gesicht („dicke Backe“), die Bildung von Entzündungsbläschen am Zahnfleisch, die Dunkelfärbung eines Zahns oder vorausgegangene Unfälle bzw. Zahnverletzungen. Des Weiteren kann durch einen Kälte- oder Reiztest festgestellt werden, ob die Pulpa überhaupt noch reaktionsfähig ist.
Der oft wichtigste Befund ist die Anfertigung einer Röntgenaufnahme. Über diese können Entzündungen i. d. R. eindeutig erkannt werden. In den meisten Fällen ist eine einfache Röntgen-Aufnahme ausreichend. In seltenen Situationen erfolgt eine 3-dimensionale DVT-Aufnahme.
Die Zahnwurzelbehandlung selbst erfolgt in verschiedenen Schritten:
Im ersten Schritt wird zunächst der betroffene Zahn nebst dem umliegenden Gewebe betäubt. Mithilfe eines Spanngummis, auch Kofferdam genannt, wird der Zahn isoliert. Damit soll auf der einen Seite verhindert werden, dass Speichel in den Zahn gelangt. Auf der anderen Seite gelangt so keine Spülflüssigkeit in den Mundraum. Nun eröffnet der behandelnde Arzt den Zahn und entfernt die Zahnpulpa, also das Nervengewebe. Hierfür muss der Behandler jeden einzelnen Wurzelkanal finden und öffnen. Nur wenn alle existierenden Kanäle des Zahns behandelt werden und die dort lebenden Bakterien entfernt werden, kann eine erfolgreiche Behandlung ermöglicht werden.
Für die optimale Reinigung und Aufbereitung der Wurzelkanäle ist die exakte Feststellung der jeweiligen Länge besonders wichtig. Eine traditionelle Möglichkeit hierfür ist die Röntgenaufnahme. Eine weitere, modernere Maßnahme ist die computergestützte elektrische Methode (ELM). Diese Verfahren ermöglichen einen Präzisionsgrad in der Bestimmung der Kanallänge, der mit Röntgenaufnahmen schlicht nicht zu erreichen ist.
Mit feinsten Handinstrumenten oder auch mit rotierenden, sehr flexiblen maschinellen Instrumenten – gefertigt aus einer Nickel-Titan-Legierung – werden die Wurzelkanäle nach ihrer exakten Längen-Bestimmung gereinigt und aufbereitet. Auch stark gekrümmte und daher komplizierte Wurzelkanäle können dank der Flexibilität von Nickel-Titan-Instrumenten behandelt werden. Somit ermöglichen diese Methoden eine Qualität der Behandlungsergebnisse, die noch bis vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Die endodontische Behandlung wird dank dieser Instrumente deutlich sicherer, einfacher und vor allem vorhersagbarer. Das Aufbereiten der Wurzelkanäle ist von sehr großer Bedeutung, damit im nächsten Schritt die Spülflüssigkeit auch in die feinen Nebenkanäle gelangen kann.
Sowohl während als auch im Anschluss an die Kanalaufbereitung werden sämtliche Wurzelkanäle und Nebenkanäle gründlich mit Spülflüssigkeiten gereinigt. Deren Effizienz wird zusätzlich durch Ultraschallaktivierung gesteigert. Dieser Reinigungs- und Desinfektionsvorgang folgt einem strengen Spülprotokoll.
In bestimmten Fällen, wenn sehr starke Entzündungsherde bestehen, legt der Zahnarzt an dieser Stelle für einige Tage noch ein Medikament in das Zahninnere ein. Der Zahn wird anschließend provisorisch verschlossen. Nach einigen Tagen wird der provisorische Verschluss wieder entfernt und die Behandlung fortgesetzt.
Nun werden die Wurzelkanäle getrocknet und gefüllt. Es gibt diverse Methoden und Materialien, die sich für das Füllen der Wurzelkanäle eignen. In der Regel kommt das elastische Naturmaterial Guttapercha in Kombination mit einem Kleber zum Einsatz. Wird es warm in den Kanal eingebracht, passt sich dieses Material ideal an die Anatomie des Kanals an und füllt Seitenkanäle oder auch Hohlräume aus. Man nennt dieses Verfahren auch eine thermoplastische Wurzelfüllung. Guttapercha kann aber auch kalt verwendet werden. Worauf es ankommt ist, dass der Kanal wandständig und dicht gefüllt ist. Nur so kann das Wachstum von Bakterien und eine daraus resultierende erneute Infektion verhindert werden.
Die Öffnung der Zahnkrone wird mit einer dichten, stabilen Füllung sicher verschlossen, sobald die Wurzelkanäle gefüllt sind. Idealerweise erfolgt dies durch einen adhäsiven Verschluss.
In manchen Fällen wird abschließend der Zahn noch überkront. Das verleiht ihm mehr Stabilität und sichert den Behandlungserfolg.
Durch eine gut durchgeführte endodontische Behandlung kann ein Zahn oft noch für viele Jahrzehnte erhalten werden.
Würde der Zahn dagegen gezogen werden, müsste er durch ein Zahnimplantat ersetzt werden, eine Zahnbrücke die Lücke schließen oder ein herausnehmbarer Zahnersatz hergestellt werden. Untersuchungen zeigen, dass Zahnimplantate eine geringe „Lebenserwartung“ als suffizient endodontisch behandelte Zähne aufweisen. Für eine Zahnbrücke müssen oft zusätzlich gesunde Zähne abgeschliffen werden und herausnehmbarer Zahnersatz stellt oft eine Einbuße der Lebensqualität dar. Außerdem sind diese Maßnahmen in der Regel deutlich kostenintensiver.
Eine Wurzelkanalbehandlung hat folgende wichtige Vorteile:
Nach einer Wurzelbehandlung ist der betroffene Zahn in der Regel schmerzfrei. Sollten dennoch ausnahmsweise Schmerzen bestehen, sind diese normalerweise sehr gut mit einfachen Schmerztabletten behandelbar und klingen binnen einer Woche ab.
In manchen Fällen wird der behandelte Zahn anschließend noch einmal überkront. Das verleiht ihm zusätzliche Stabilität. Der Erfolg der Wurzelkanalbehandlung sollte zudem nach einigen Monaten durch eine Röntgenaufnahme kontrolliert werden. In sehr seltenen Fällen wird der Zahn später dunkler. Dann kann er aber problemlos von innen gebleacht werden. Diese Leistungen können über den Hauszahnarzt erfolgen.
Wie nach jeder örtlichen Betäubung in der Mundhöhle, sollte man für einige Stunden auf heiße Getränke und Speisen verzichten und sehr vorsichtig kauen. Erst wenn die lokale Anästhesie abklingt, besteht hier keine Verletzungsgefahr mehr. Zudem sollten direkte Sonneneinstrahlung, Solarium und Sauna für einige Tage vermieden werden. Leichte sportliche Aktivitäten sind aber erlaubt.
Auch sollte der Zahn nicht sofort voll belastet werden. Durch das Beißen auf harte Nahrungsmittel, zum Beispiel auf Nüsse, kann die Füllung beschädigt werden.
Sollte die Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich sein, kann diese intensiver wiederholt werden. Diese Wiederholung wird als Wurzelkanalrevision (kurz: Revision) bezeichnet. Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer Wurzelspitzenresektion. Durch diesen kleinen endo-chirurgischen Eingriff wird über das Zahnfleisch die entzündete Wurzelspitze operativ entfernt. Sollte auch diese Maßnahme scheitern, hilft nur eine Zahnextraktion.
Die Extraktion des betroffenen Zahns ist die einzige sichere Alternative zur Wurzelkanalbehandlung. Allerdings muss dann die Zahnlücke entweder durch ein Implantat gefüllt oder durch eine Brücke geschlossen werden. Beide Methoden sind deutlich teurer und haben gegenüber der Wurzelbehandlung weitere Nachteile. Die Lebensdauer eines Zahnimplantats ist oft kürzer als die eines suffizient endodontisch behandelten Zahns, zumindest wenn die Wurzelkanalbehandlung von einem Endo-Spezialisten gemacht wurde. Und für eine Zahnbrücke müssen oftmals gesunde Zähne angeschliffen werden.
Jeder zahnmedizinische Eingriff birgt Risiken in sich. Mögliche Komplikationen sind:
Diese Risiken sinken in den Maß umso hochwertiger die Wurzelkanalbehandlung durchgeführt wird.
Die Kosten für eine Wurzelkanalbehandlung können nicht pauschal bestimmt werden. Sie sind abhängig vom individuellen Befund, dem Schwierigkeitsgrad sowie den verwendeten Techniken und Verfahren. Die Preise können somit variieren.
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt lediglich die Kosten für eine einfache Wurzelbehandlung – und diese auch nur, wenn die Therapie klare Aussicht auf Erfolg hat. Darüberhinausgehende Zusatzleistungen, wie zum Beispiel der Einsatz eines Operationsmikroskops, stellen Privatleistungen dar.
Wird die Wurzelkanalbehandlung von einem Endo-Spezialisten durchgeführt, sollte man im Vorfeld besprechen, welche Kosten voraussichtlich entstehen. Hierzu stellen wir Ihnen einen schriftlichen Kostenvoranschlag zur Verfügung.
Bei privat Versicherten ist der individuelle Tarif ausschlaggebend. Selbiges gilt für Zahnzusatzversicherungen.
Unser Endo-Center in Nauen bei Berlin bietet Wurzelkanalbehandlungen unter dem Operationsmikroskop ab 290 €* (1 Kanal) bzw. ab 450,- €* (3 Kanäle) an. Hinzu kommen Kosten für Aufbauten oder Zusatzleistungen, wie Fragmetentfernungen oder Perforationsdeckungen. Für weitere Informationen: Kosten & Preise.